Ihr Lieben. Seit vielen Monaten, ja sogar schon Jahren geistert mir ein Thema durch den Kopf: Wie kann ich meinen Job, das Erstellen von Schnittmustern und Nähen von Kleidung nachhaltiger gestalten? Ich nähe viele Probestücke, Designbeispiele, Kleidung für meine Familie – und bei jedem Zuschnitt fallen Reste an. Wo landen die am Ende? Und das Kleidungsstück selbst, wenn es nicht mehr getragen wird? Lässt es sich überhaupt kompostieren oder landet es auf dem weltweiten Müllberg?
Eine weitere Frage sind die Ausgangsmaterialien meiner Kleidungsstücke und Taschen. Denn ich vernähe nicht nur Stoffe, sondern benötige häufig weitere Nähzutaten wie Einlagen, Knöpfe, Schnallen und vieles mehr.
Das Thema Plastik und dessen Auswirkungen auf unseren Planeten und alle darauf existierenden Lebewesen beschäftigt mich generell sehr – nicht nur aufs Nähen bezogen. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Schritt für Schritt. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich euch ein paar Denkanstöße geben kann und sich daraus eine Diskussion entwickelt. Gern nehme ich auch Tipps für nachhaltige Materialien / Alternativen entgegen.
Nachhaltiges nähen und Zero Waste – was ist das überhaupt?
In den Beiträgen über → abbaubare Kleidung und → Taschen habe ich schon einige Punkte aufgegriffen. Heute möchte ich nochmal Schritt für Schritt die „Zero Waste Formel“ auf das nachhaltige Nähen anwenden und euch ein paar Denkanstöße geben. Falls du nicht weißt, was “Zero Waste” bedeutet: bei dieser Bewegung geht es darum, möglichst wenig Müll zu produzieren. Also auch: Produkte zu meiden, die verpackt sind und vieles für Haushalt, Leben & Co. selbermachen.
Wer sich von euch schon länger mit dem Thema Müllvermeidung bzw. nachhaltigem Leben auseinandersetzt hat bestimmt schon von den 5 R‘s gehört:
- refuse (ablehnen)
- reduce (reduzieren)
- reuse (wiederverwenden und reparieren)
- recycle (zur Wertstoffsammlung geben)
- rot (kompostieren)
Doch wie lassen sich diese Prinzipien auf das Selbernähen von Kleidung anwenden?
1. Refuse (ablehnen)
Was brauche ich wirklich und in welcher Form kaufe ich es? Stoffe bekommst du unverpackt im Stoffladen – bei Onlinebestellungen sieht das schon wieder anders aus. Auf Biostoffe spezialisierte Onlineshops verpacken meist mit Papier, was theoretisch wiederverwendbar wäre. Wenn jedoch ein Aufkleber bzw. Klebeband zum Zusammenhalten des Papiers verwendet wird, ist das Papier nicht mehr komplett wiederverwendbar. Hebe die Verpackung (Versandtasche, Paket, Einwickelpapier) auf und verwende es selbst für deine Post oder recycle es in der Papiertonne.
Das persönliche Stofflager
Die meisten (Hobby-)Näherinnen haben ein immenses Stofflager, bestehend aus Spontankäufen à la „Wow, der Stoff ist reduziert!“ oder „Das Muster sah bei Bloggerin XYZ so schön aus“ und ein paar tatsächlich für ein bestimmtes Nähprojekt gekauften Stoffen. Na, wer erkennt sich hier wieder? Da ich ein alter Sparfuchs bin habe ich zum Glück nur sehr wenige Stoffe im Regal, aber es schleicht sich doch immer wieder einer ein, den ich nie benutze. Es geht hier auch nicht darum, es 100% perfekt zu machen, sondern einfach mal sein Kaufverhalten zu hinterfragen.
Hier ist dringend ein Umdenken nötig, wenn du wirklich nachhaltig nähen willst. Der 2-Euro-Stoff vom Stoffmarkt oder aus dem Discount-Shop KANN nicht fair produziert sein. Er enthält mit Sicherheit umwelt- und gesundheitschädliche Substanzen und wurde unter schlechten Bedingungen für die Arbeiter produziert. Hochwertige Stoffe können einfach nicht zwei bis fünf Euro pro Meter kosten, das ist produktionsrechnisch unmöglich.
Wichtig finde ich auch hier den Gedanken, dass du mit allem was du kaufst, ein bestimmtes Produkt bzw. eine Firma unterstützt. Das Produkt, welches du kaufst, wird nachproduziert. Kaufst du Biostoffe, wird davon mehr produziert und der Biostoffladen wird unterstützt. Kaufst du Billigstoffe unterstützt du diesen Industriezweig aktiv mit deinem Geldbeutel. Wenn immer weniger Menschen Billigstoffe und -Nähzutaten kaufen, werden davon auch weniger hergestellt.
Die Frage ist auch hier: Möchtest du Masse produzieren oder Klasse? Brauchst du wirklich 20 T-Shirts und Kleider aus Billigstoffen anstatt 2-3 aus hochwertigen Stoffen, die du dann auch wirklich trägst? Was passiert mit all den Kleidungsstücken aus der neusten Kollektion von XYZ, dessen Farbe oder Muster dir eigentlich gar nicht steht? Klar, man kann die Sachen spenden oder an Freunde verschenken oder sogar auf dem Flohmarkt verkaufen. Aber im Endeffekt landet alles was zu viel ist irgendwann auf dem Müll.
Weiter geht es mit der Zusammensetzung der Stoffe. Hier kann man zwischen Naturfasern und Kunstfasern unterscheiden. Wie der Name schon sagt bestehen Kunstfasern aus Kunststoffen und sind somit nicht abbaubar (d.h. sie landen früher oder später auf dem Müll). Das betrifft alle Polyesterstoffe, alle Stoffe mit Elasthananteil, Kunstleder, Kunstfell, Softshell, Scuba, Polyesterfilz usw. Viskose wird zwar aus natürlichen Ausgangsmaterialien hergestellt, aber bei der Stoffproduktion entstehen giftige Nebenprodukte – daher kommt für mich persönlich auch Viskose nicht in Frage. Mittlerweile gibt es zwar eine umweltfreundlichere Viskose (Ecovero), bei der weniger giftige Nebenprodukte entstehen. Aber auch wenn es weniger sind entstehen sie trotzdem. Eine Ausnahme scheint Tencel (Modal) zu sein, da bei der Produktion das Kreislaufprinzip angewendet wird und alle Nebenprodukte wiederverwendet werden. Zudem sind die Nebenprodukte angeblich ungiftig. Seit einiger zeit versuche ich, vom Hersteller Lenzing dazu weitere Infos zu bekommen, aber dort antwortet leider niemand auf meine Anfragen.
Naturstoffe sind z.b. Baumwolle, Leinen (Flachs), Hanf, Ramie oder Brennnessel. Sofern sie umweltschonend (bio), unter fairen Bedingungen und ohne Zusatz von schädlichen Chemikalien hergestellt werden, sind diese komplett biologisch abbaubar. Es gibt sie häufig auch als Gemisch, z.b. Baumwolle-Hanf oder Baumwolle-Leinen.
Meine Tipps für den nachhaltigen Stoffkauf:
- Besorge dir einige Meter Nesselstoff, das ist ein ungebleichter etwas gröber gewebter Baumwollstoff, der meist sehr günstig ist. Aus diesem Nesselstoff kannst du jeden Schnitt erst mal zur Probe nähen (sowohl Kleidung aus auch Taschen). Stimmt die Passform? Steht mir der Schnitt überhaupt? Was muss ich beim „finalen“ Stück anpassen?
- 5 – 8 Grundfarben die dir gut stehen und die du häufig verwendest, kannst du dir als Vorrat anlegen (Jersey, Baumwolle), am Besten in Bio-Qualität. Weitere Infos dazu bekommst du in meinem Beitrag → Bio-Baumwolle vs. konventionelle Baumwolle: Macht das wirklich einen Unterschied?
- gemusterte Stoffe: Überlege dir, ob dir diese Farbe / dieses Muster wirklich steht. Kaufe solche Stoffe nur im Stoffladen und halte sie dir an den Körper, um zu schauen ob dieses Muster wirklich zu dir passt. Gemusterte Stoffe solltest du immer pro Nähprojekt kaufen, also am Besten schon vorher im Kopf haben, was du daraus nähen möchtest. So kannst du auch passende Kombistoffe auswählen und die benötigte Menge besser abschätzen
- Überdenke einmal, wo du Stoffe kaufst und wie diese wahrscheinlich produziert werden (bei Biostoffen kannst du ganz genau nachfragen, da hier der Produktionsprozess sehr transparent ist).
- Was sind dir fair produzierte und umwelt- bzw. hautfreundliche Stoffe wert?
Die Nähzutaten
Anders als bei den Stoffen sieht es jedoch bei den Nähzutaten aus. Vieles kommt in Plastikverpackungen: Garne, Knöpfe, Schnittmuster, Schere und andere Werkzeuge, Nadeln uvm. Stoffläden bzw. Shops mit Bio-Sortiment verzichten hier soweit es geht auf Plastik – jedoch ist das herstellerbedingt nicht immer möglich, denn bestimmte Produkte werden eben nur verpackt ausgeliefert.
Hier wären wir auch wieder bei den Bügeleinlagen bzw. Vliesen, die fast alle aus Kunststoffen bestehen und somit nicht biologisch abbaubar sind. Nähwerke mit Vliesen sind also im Gesamten nicht mehr kompostierbar. Eine Alternative sind reine Baumwollvliese bzw. Gewebeeinlagen.
Knöpfe müssen nicht aus Plastik sein. Es gibt tolle Alternativen aus Holz, Steinnuss, Kokosnuss oder pflanzlichen Polymeren. Steckschnallen, Schieber, Vierkantringe und vieles mehr gibt es aus Metall. Gurtband ist auch in einer reinen Baumwollvariante erhältlich.
Und wie sieht es mit dem Nähgarn aus? Selbst wenn es nicht in Plastik verpackt ist, so bestehen die meisten Nähgarne aus Polyester und sind somit nicht biologisch abbaubar. Ebenso wie das Nähwerk, das mit ihnen genäht wurde. Es gibt tolle Nähgarne aus Baumwolle, sowohl für normale Haushaltsnähmaschinen als auch für die Overlock.
Zum Thema Textilveredelung
Mein erster Job war in einer Firma für Textilveredelung. Klamotten, Taschen und andere Alltagsgegenstände wurden mit Folienmotiven beklebt. Cool, man kann sich jedes erdenkliche Motiv aufs Shirt bügeln! Es dauerte über 15 Jahre bis mir klar wurde, dass all diese Folien einfach nur Plastikmüll sind. Aufgebügelt auf Textilien wird somit auch die Textilie selbst nicht mehr kompostierbar.
Und wo bekomme ich nachhaltige Stoffe und Nähzutaten nun her?
In meinem → Wegweiser für nachhaltiges Nähzubehör findest du einige Links dazu.
2. Reduce (reduzieren)
Wenn du nun schon ein großes Stofflager hast und gern auf Bio umsteigen möchtest, wirf die „alten“ Stoffe nicht einfach weg. Das wäre überhaupt nicht nachhaltig. Die Stoffe eignen sich z.b. als Nesselstoff für Probeteile oder für die ersten Nähversuche der Kinder.
Super ist auch eine Bestandsaufnahme deines Kleiderschranks. Wie viele T-Shirts, Kleider, Pullis, Hosen etc. besitzt du bereits? Welche davon trägst du nie (aussortieren!)? Brauchst du wirklich noch weitere Kleidungsstücke? Was würde deine Garderobe sinnvoll ergänzen? Achte hier vor allem auch auf die Kombinierbarkeit der Farben und Muster.
Nähe nur das neu, was du auch wirklich benötigst und achte darauf, wo du kaufst bzw. um was für Materialien es sich dabei handelt.
3. Reuse (wiederverwenden und reparieren)
Hast du dein Stofflager und deinen Kleiderschrank ausgemistet? Können einige Kleidungsstücke vielleicht doch noch weitergetragen werden, wenn du sie ausbesserst / reparierst? Kannst du einige ungenutzte Stoffe vielleicht doch noch verwenden und mit den Kindern ein Nähprojekt starten? Oder die Stoffe spenden an Nähwerkstätten usw.? Aus Stoffresten kannst du auch wunderbar noch viele kleine Helferlein nähen, wie z.b. → Abschminkpads, → Waschlappen, Putzlappen, Küchentücher, → Waschbeutel und vieles mehr.
Hast du ein Nähwerk für die Tonne genäht? Trenne es wieder auf und verwende die Materialien nochmal. Auch aus nicht gelungener Kleidung kann zumindest nochmal Kinder- bzw. Babykleidung genäht werden oder Dinge für den Haushalt (Lappen usw.).
Bei völlig abgetragener Kleidung oder kaputten Taschen kannst du noch Knöpfe, Verschlüsse usw. abnehmen und sie beim nächsten Werk wiederverwenden.
Unbrauchbare Textilien / Stoffreste kannst du übrigens auch ganz klein schneiden und wunderbar als Füllung für Kissen, Kuscheltiere & Co. Verwenden.
4. Recycle (zur Wertstoffsammlung geben)
Doch wohin mit den Stoffresten vom Zuschnitt, sowie Nähstücken die absolut nicht mehr verschenkt oder gespendet werden können?
Naturmaterialien kannst du über den Biomüll bzw. Kompost entsorgen (siehe Abschnitt 5). Stoffreste aus Kunstfasern bzw. mit Kunststoffanteil (Elasthan, Polyester, Kunstleder, …) solltest du sammeln und zum Wertstoffhof bringen. In die gelbe Tonne oder in den Hausmüll gehören Textilien nicht hinein! Möglich wäre auch die Entsorgung im Altkleidercontainer, wobei sich hier die Informationen spalten. In Altkleidersammlungen kannst du abgetragene Kleidung und Schuhe entsorgen. Diese werden soweit es geht wiederverwendet oder als Rohstoff verwertet. Laut einiger Infoportale im Netz können hier auch Stoffreste eingeworfen werden, andere raten wiederum davon ab. 100%ig sicher ist diese Angabe also leider nicht.
Möglich wäre auch die Entsorgung über spezialisierte Textilrecycling-Unternehmen, wie z.B. GFR Entsorgung, was aber wiederum mit Kosten verbunden ist.
5. Rot (kompostieren, verrotten)
Nähwerke bzw. Stoffe aus Naturmaterialien ohne Elasthan und andere chemische Zusätze können problemlos kompostiert werden. Das betrifft natürlich auch die Reste vom Zuschnitt, die du gleich in die Biotonne werfen kannst (achte bitte wirklich darauf, dass es Naturstoffe in Bioqualität sind).
Zum diesem Thema habe ich auch noch zwei weiterführende Artikel verfasst:
→ Biologisch abbaubare Kleidung (Mit Liste was abbaubar ist und was nicht)
→ Stoffreste bzw. Zuschnitt-Reste entsorgen
Fazit: Nachhaltig nähen
- Nähe jeden neuen Schnitt zunächst mit einem günstigen Nesselstoff (oder altem Stoff) zur Probe. Erst wenn alles sitzt verwendest du einen hochwertigeren Stoff.
- Kaufe nur die Stoffe & Nähzutaten, die du auch wirklich für dein nächstes Nähprojekt benötigst.
- Entsorge Reste vom Zuschnitt richtig, so dass sie wiederverwertet werden können
- Achte darauf, welche Stoffe du von welchem Anbieter kaufst (den du mit deinem Geld maßgeblich unterstützt).
- Miste deinen Schrank aus und überprüfe, welche neuen Kleidungsstücke du überhaupt benötigst und ob du evtl. vorhandene Kleider reparieren / ausbessern kannst.
- Verwende Kleidung, die nicht mehr zum Verschenken / Spenden geeignet ist als Putzlappen oder für kleinere Nähprojekte (geht zum Beispiel auch kleingeraspelt als Füllmaterial).
LinkUp: einfach nachhaltig besser leben
14 Kommentare
Hallo,
ich finde es wichtig sich Gedanken zu diesem Thema zumachen und auch darüber zu sprechen. Deshalb einen dicken Dank für diesem Beitrag.
Ich selber versuche langsam aber sicher immermehr nachhaltige Dinge in unser Leben einfließen zu lassen. Doch ich bin wahrscheinlich nicht so konsequent wie du. Ich handle nach dem Motto jeder kleine Schritt ist besser als keiner. Daher wird es noch lange dauern, bevor unser Leben Plastikfrei wird. Schließlich haben wir die Schränke voll davon und ich will es nicht wegwerfen bevor es kaputt ist.
Liebe Grüße
Hallo liebe Pia, da stimme ich voll mit dir überein! Wir haben auch noch superviel Plastik im Haushalt, ds wir weiter benutzen. Denn es nützt meiner Meinung nach nichts, alles wegzuwerfen – denn das landet ja auch bloß auf dem Müll. Nachhaltiger ist es, die Dinge zu verwenden bis sie kaputt gehen und erst dann eine nachhaltige Alternative zu kaufen.
Liebe Grüße,
Julia
Ganz ohne Müll zubproduzieren werden wir es nicht schaffen glaube ich. Was aber schon viel helfen würde wäre wenn sich jeder beim nähen, genauso wie beim einkaufen, fragen würde ob das sein muss oder nicht. Weil sich einfach aus Spaß 20 Shirts zu nähen kein bisschen besser ist als sie beim Klamottenschweden zu kaufen. Wie bei allem anderen, nicht sinnlos übertreiben würde schon helfen einer Meinung nach.
Liebe Grüße,
Lee
Hallo Lee, das sehe ich ganz genauso. Bin da auch ziemlich im Zwiespalt. Um “mithalten” zu können muss ich ständig neue Schnitte produzieren… wobei es ja im Grunde schon wirklich alles gibt. Ich finde es super wichtig, nicht jeden Trend mitzumachen sondern genau zu überlegen, was man wirklich braucht und ob einem der Schnitt stehen könnte.
Hallo Julia, das ist ein schwieriges Thema, schließlich müsste man, wenn man ganz konsequent sein wollte, sein Hobby auf das Ausbessern oder Upcyclen alter Stücke beschränken. Ich habe mir lieber zwei Regeln gegeben: Erstens versuche ich nur noch Stücke zu nähen, von denen ich schon vorher weiß, dass ich sie lange und gerne tragen werde (ich fand dabei die Gedanken zu Capsules und persönlichen Farbpaletten hilfreich, die letztes Jahr durchs Netz gegeistert sind, und außerdem eine realistische Einschätzung meiner Lebensumstände – als Mutter kleiner Kinder brauche ich im Alltag keine Seidenbluse…), was häufig auf unifarbene Stoffe und Schnitte hinausläuft, für die man z.B. nicht noch einen speziellen BH braucht, damit nichts hervorlugt. Und zweitens gebe ich mir mit der Qualität Mühe, mache deshalb Probeteile (aus abgelegten Hemden meines Mannes zum Beispiel), nehme Anpassungen vor, verändere das Design genau so wie ich es möchte und überlege lange, welche Techniken ich in der Verarbeitung verwenden will. Das klingt vielleicht etwas langweilig und dauert natürlich lange, aber ich bin mir sicher, dass der neueste IN-Schnitt, aus super-trendigem Novelty-Print, den man einfach nur schnell ausschneidet und durch die Nähmaschine jagt, häufig einfach nur im Schrank hängt und das ist einfach nur schade. Wenn ich dagegen weiß, dass ich etwas genäht habe, dass auch viel getragen wird, habe ich kein schlechtes Gewissen mehr wegen des verwendeten Materials. Außer Polyester. Geht bei mir gar nicht.
Lieben Gruß, Sophie
Hallo liebe Sophie, deine Umsetzung klingt super! Ich nähe auch immer Probeteile, was enorm hilft. Und ja, praktisch sollte es sowieso sein. Danke für deine Rückmeldung! Hast du auch einen Blog?
Liebe Grüße,
Julia
Ich habe im Herbst 2015 einen angefangen, aber dann bin ich gleich schwanger geworden und mein Körper hat sich so stark verändert, dass mir das gleich die Lust zu nähen genommen hat. Ich wollte eben nichts nähen, das ich höchstens ein paar Monate tragen würde und das angefangene Projekt war anspruchsvoll. Seit dem kamen ein Umzug, fehlende Kinderbetreuung usw dazwischen, aber ich hoffe, dass ich ab Herbst wieder mehr Zeit habe, ich stelle nämlich fest (jetzt, wo Du fragst, hab ich meinen Blog zum ersten Mal wieder besucht…), dass die drei Posts zu meinem angefangenen Projekt von damals für mein heutiges Ich wirklich hilfreich sind ;). Ich habe unter lesintemporels.wordpress.com angefangen und ich glaube, da werde ich dann auch wieder weitermachen.
Hallo Sophie, wow deine Nähprojekte sind ja super spannend! Dein Blog hat wirklich Potential. Bin gespannt was da noch so von dir kommt.
Allerliebste Grüße,
Julia
Mir stellt sich die Frage: WERDEN biologisch abbaubare Textilien denn wirklich so entsorgt, dass sie auch abgebaut werden? Oder landen sie dann doch im Restmüll? Wenn ich sie zum Biomüll geben würde – würden sie dann nicht raussortiert, weil als “falsch” betrachtet, und dann doch im Restmüll verbrannt? Es gibt ja diese “Bioplastik”-Mülltüten für Biomüll – die mühevoll aus dem Biotonnenmüll raussortiert werden müssen, weil sie zwar theoretisch abbaubar sind, aber nicht in dem Verfahren, das die Biomüllrecylinganlagen anwenden, weil sie für den Abbau zu lange brauchen. Wenn ich die Kleidung auf den Kompost werfen würde – würde sie ausreichend _schnell_ verrotten im Kompost, oder würde das Material viel zu lange für die Zersetzung brauchen, so dass ich den Kompost über Jahrzehnte liegen lassen müsste?
Elastan bewahrt die Kleidung vorm Ausleiern – und der nachhaltigste Konsum ist immer noch “kein Konsum”. Ist es vielleicht nicht doch sinnvoller, ein Shirt mit Elastananteil zu nähen, was möglichst lange hält, als drei Shirts ohne Elastan, die schnell ausgeleiert sind – wenn ohnehin hinterher alle Shirts in derselben Müllverbrennungsanlage landen?
Hallo liebe Hana, das is eine gute Frage! Ich bin gerade mit verschiedenen Biostoff-Herstellern und Verwertungs-Firmen in Kontakt, um das herauszufinden. Kleidung ohne Elasthan leiert ja nicht total aus (wenn sie nicht eng ist, also nicht permanent am Körper gedehnt wird). Also das wäre nicht das Hauptkriterium. Aber du hast Recht, es ist natürlich fraglich ob die Leute, die den Müllsortieren überhaupt wissen können, dass es sich bei einem Stoffrest oder Kleidungsstück um Naturfasern ohne Zusätze handelt oder nicht und es dann sicherheitshalber doch zum Restmüll sortieren. Ich versuche mal, das rauszufinden. EIne Info habe ich schonmal: Stoffreste und Altkleider kann man in jedem Falle zum Wertstoffhof bringen. Dort werden sie nicht verbrannt, sondern zu großen Teilen der Industrie zugeführt und dort weiter verwendet (z.b. Dämm- und Füllmaterial).
Liebe Grüße,
Julia
Ich finde, das ist beim Nähen nicht anders wie in allen anderen Lebensbereichen – 100% richtig machen kann man es nicht. Man kann nur immer wieder hinterfragen, ob man es noch ein bißchen besser machen kann, als man es gerade tut. Kunststoff-Knöpfe werden zum Beispiel auch “nachhaltig” wenn man sie – wiemeine Oma es schon tat – abschneidet, bevor man zerschlissene Kleidung entsorgt, und wiederverwendet. Das gleiche mache ich übrigens mit D-Ringen, Karabinern, Schnallen aus Metall oder Kunststoff von kaputten Taschen und Rucksäcken. Upcycling alter Kleidung sind immer tolle Nähprojekte für mich. Und schlichte unifarbene Ökostoffe habe ich schon selbst bedruckt, gefärbt und bestempelt um “coole” Stoffe zu bekommen. Gerade besticke ich einen (mit der Hand). Die Frage nach der Kompostierbarkeit finde ich tatsächlich nur dann relevant, wenn man einen eigenen Kompost hat, Textilien verrotten zu langsam für die Biotonne der städtischen Müllabfuhr. Aber es gibt definitiv zu viel Textilmüll auf der Welt, dem Problem muss sich die Gesellschaft stellen. Ich kann das große Problem nicht lösen, nur schauen, dass mein Anteil daran so gering wie möglich ausfällt. Und ich möchte Lee widersprechen – sich als Hobbynäherin etwas mehr Klamotten in den Schrank zu produzieren, als man braucht, ist sicher nicht der allervorbildlichste Weg. Aber damit ist man noch meilenweit weg von jenem schwedischen Unternehmen, das tonnenweise ungetragene, neuwertige Kleidung in die Verbrennungsanlage wandern lässt, für deren Herstellung Menschen einen unfassbar beschämend niedrigen Lohn erhalten haben.
Hallo liebe Kathrin, vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Das klang so spannend, dass ich mir gleich auch deinen Blog angeschaut habe. Bin total begeistert von deinen Nähprojekten und der Intention dahinter! Du hast absolut recht – 100% richtig geht nicht, zumal das auch ein theoretisches Konstrukt ist und gar nicht realistisch ist. Mit dem Kompostieren müsste man wohl noch eine globale Lösung finden. Denn dass “der Rest” entweder verbrannt wird oder einfach mit sämtlichem Plastik- & Restmüll zusammengepfercht gelagert und mit Erde überdeckt wird, ist für mich jetzt nicht die optimale Lösung. Wenn ich weiß, dass meine weggeworfene Kleidung z.b. 100% verrotten KANN fühle ich mich damit einfach besser. Und alles wiederverwerten kann man ja nun auch nicht, bei soviel Textilmüll der täglich in die Kleiderspende etc. wandert. Also was jetzt “das Beste” ist weiß ich auch nicht. Generell weniger konsumieren hilft auf jeden Fall, denn was man nicht kauft wird auch nicht nachproduziert. Als Konsument hat man schon sehr große Macht a) wem man sein Geld gibt und b) was man überhaupt kauft. Denn wenn plötzlich 1000 Leute weniger bei einem großen Discounter kaufen macht das schon einen enormen Unterschied. Vorallem wenn es dann 10000 oder 100000 werden… Ach, ich bin gespannt was sich in diese Richtung alles noch tut! :)
Liebe Grüße,
Julia
Hallo Julia,
Ich muss zugeben ich bin nicht diejenige die schon beim Kauf darauf achtet aus welchen Materialien mein Objekt der Begierde ist. Dennoch bin ich ein großer Freund von upcycling und wiederverwenden. Ich produziere beim nähen nur sehr wenig Müll. Alle Teile die noch groß genug sind für Zuschnitte wandern in die Restekiste und werden für Haushalt, Sternchen, Puppen und Co verwendet. Alles was dann noch übrig bleibt wandert in einen separaten Mülleimer für Kissenfüllungen und Co. Und nur was dafür nicht verwendet werden kann geht in den Müll. Alles was von alten Taschen und Kleidungstücken noch verwendet werden kann wird abgetrennt.
Ich besitze auch nicht Unmengen Kleidungsstücke ich habe für eine Frau einen sehr kleinen Kleiderschrank.
Beim alltäglichen Einkauf versuche ich auch weniger Müll zu produzieren. Leicht macht es einem die Industrie allerdings nicht. Eins ist jedoch klar jeder sollte soweit es möglich ist seinen Beitrag leisten, denn Bio ist nach wie vor auch eine Kostenfrage.
Liebe Grüße
Doreen
Hallo liebe Doreen, wow das ist super! Damit machst du schon seeeehr viel, Hut ab! Ich stimme dir vollkommen zu: Jeder sollte seinen Beitrag leisten, in seinem Rahmen. Niemand muss *alles* richtig machen, das geht ja auch gar nicht. Ich kaufe auch nicht nur Biostoffe, denn für Tests und Probestücke brauche ich keine hochwertigen Materialien. Oft nehme ich aber gebrauchte Stoffe oder alte Bettwäsche etc. zum Ausprobieren neuer Schnitte.
Liebe Grüße,
Julia