Wenn wir an Kleidung denken, kommt uns meist sofort Baumwolle als Ausgangsstoff in den Sinn. Die Produktion von Baumwolle ist sehr kostengünstig und durch ihre gute Hautverträglichkeit eignen sich die Fasern der Pflanze hervorragend zum Anfertigen von Textilien aller Art. Allerdings läuft im konventionellen Baumwoll-Anbau leider so einiges schief und schadet sowohl der Umwelt als auch den Menschen, die in der Baumwollproduktion arbeiten – und leider auch uns als Konsumenten, die Produkte aus Baumwolle auf unserer Haut tragen.
Einen Gegentrend setzt der kontrolliert biologische Anbau (kbA) von Baumwolle bzw. die Produktion nach dem GOTS-Standard, der neben der Umweltverträglichkeit auch Faktoren wie faire Entlohnung der Arbeiter und sichere Arbeitsbedingungen zusichert. Doch bisher werden nur 1% der Baumwollfasern biologisch angebaut. Hier sehe ich einen großen Nachholbedarf (was nicht zuletzt auch ein Grund für diesen Blog ist). Ja, ich möchte die Nähwelt gern aufrütteln! Biostoffe gibt es mittlerweile in sovielen verschiedenen Varianten und mit hunderten wunderschöner Designs. Es sprießen immer mehr Shops aus dem Boden, die sich auf reine Biostoffe spezialisiert haben. Das alles und noch viel mehr möchte ich dir in diesem Beitrag – und fortführend regelmäßig hier auf dem Blog – näherbringen.
Baumwolle im konventionellen Anbau
Da wäre zum Einen der enorme Wasserverbrauch: Ganze 440 Liter Wasser werden für ein einziges T-Shirt benötigt! Zum Anderen werden beim Baumwollanbau massiv Chemikalien eingesetzt, da die Baumwollpflanze sehr anfällig für Schädlinge und Schimmelbildung ist. In jedem T-Shirt aus konventionell angebauter Baumwolle sind 51 g Chemikalien enthalten, das ist mehr als ein Drittel des Gesamtgewichts des T-Shirts! Nicht nur, dass du diese Chemikalien dann auf der Haut trägst. Auch die Farmer, die die Baumwolle pflanzen und ernten und die Fabrikarbeiter, die sie dann weiterverarbeiten, kommen damit in Kontakt. Dazu kommt, dass die Farmer nur sehr wenig mit dem Baumwollanbau verdienen und fast alle verschuldet sind. Durch den enormen Preisdruck und die starke Kontrolle des Marktes durch Konzerne kaufen sie genmanipulierte Samen – was aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht sehr bedenklich ist. Weil die meisten Farmer sehr arm sind, können sie sich keinen Schulbesuch für ihre Kinder leisten – was bedeutet, das diese häufig auf dem Feld mitarbeiten müssen! Viele der Farmer sind so verzweifelt, dass sie sich das Leben nehmen (einer alle 30 Minuten!).
Aktuell werden 99% der Baumwolle auf diese Weise produziert – d.h. nur 1 % stammt aus zertifiziertem Bio-Anbau. Von diesem 1% werden aber nur ein Bruchteil auch unter fairen Bedingungen hergestellt.
Komplettes Outfit aus Biostoffen: Shirt “Stella”, Leggings “Olivia” und Halstuch “Leia”
Fairtrade Bio-Baumwolle
Baumwolle aus biologischem Anbau verbraucht 95% weniger Grundwasser als im konventionellen Anbau. Es werden keine Chemikalien eingesetzt. Farmer werden fair bezahlt und sind daher nicht auf genmanipuliertes Saatgut und angepriesene chemische Pflanzenschutzmittel angewiesen. Außerdem können die Farmer ihre Kinder zur Schule schicken, was bedeutet, dass diese nicht auf dem Feld mitarbeiten müssen. Mit dem Kauf eines einzigen T-Shirts aus Bio-Baumwolle kannst du etwa sieben Quadratmeter Anbaufläche von Pestiziden und Kunstdünger bewahren. Um sicherzugehen, dass die Fasern nicht nur biologisch angebaut wurden, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung der Arbeiter abgesichert sind, solltest du immer auf das “GOTS”-Siegel oder “IVN Best”-Label achten. Laut Greenpeace haben diese beiden Siegel die strengsten Bewertungskriterien und sind daher am vertrauenswürdigsten einzustufen. Eine übersicht verschiedenster Bio-Label findest du z.B. bei Utopia.
Shops mit Bio-Stoffen
Links zu Shops mit Biostoffen aus Baumwolle, Leinen, Hanf & Co. und nachhaltigen Nähzutaten findest du im Material-Wegweiser.
Clutch “Maira” aus Bio-Baumwolle
Recycelte Baumwolle
Es gibt viele Initiativen, den Kleidungskreislauf nachhaltiger zu gestalten. Viele Shops bieten mittlerweile auch Stoffe aus recycelter Baumwolle an, wie z.B. “Siebenblau”.
Alternativen zur Baumwolle
Übrigens gibt es mittlerweile auch tolle Alternativen zu Baumwollstoffen, die deutlich weniger Wasser zum Anbau benötigen und viel ergiebiger sind: Leinenstoffe und Hanfstoffe als Webware und sogar in der Jerseyvariante als Leinenjersey oder Hanfjersey.
Lass dich inspirieren
Biostoffe sind alles andere als langweilig! Tolle Nähbeispiele aus Biostoffen findest du bei der Bio-Linkparty von Kerstin oder bei den Biostoff-Inspirationen von Birgit.
Quellen:
Why we choose Organic Cotton
The True Cost of Fast Fashion
Textilien ohne Gift
Nachhaltige Stoffe
Bildnachweis Titelbild: “Hangers with T-Shirts” Designed by Freepik
LinkUp: einfach nachhaltig besser leben
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[…] zwischen Bio- und konventioneller Baumwolle ausmachen, wird schnell fündig. Auch Julia hat einen Artikel darüber geschrieben. Hinzu kommt, dass zum Beispiel bei der GOTS-Zertifizierung auch die […]