Ich grüße euch, ihr Lieben! Heute erwartet euch ein weiterer Einblick in mein neues Buch zum Thema Schnittmuster-Erstellung.
Heute werde ich euch ein paar Tipps zum Ausarbeiten eurer Nähidee geben. Wie konzipiere ich ein Schnittmuster? Was sollte ich dabei beachten?
Schnittmuster selbst erstellen: Deine Nähidee
Du hast eine Idee für ein neues Nähprojekt und zeichnest entweder selbst deine Entwürfe oder schaust z.B. auf Pinterest nach ähnlichen Projekten oder Inspirationen zu Stoffen und Farben die du gern verwenden würdest. Dann konkretisierst du deine Idee immer mehr und zeichnest schlussendlich eine finale Skizze deines Projektes.
Bevor du mit der konkreten Ausarbeitung deiner Idee startest, solltest du dich informieren ob es einen ähnlichen Schnitt vielleicht bereits gibt. Das erspart dir bereits im Vorfeld viel Ärger und unnütze Arbeit. Wenn es nämlich einen sehr ähnlichen Schnitt bereits gibt, kann dich der entsprechende Designer evtl. verklagen oder es dir zumindest androhen. Die Aufbruchstimmung bei einer neuen Schnittmuster-Idee kann dadurch schnell gedämpft und vermiest werden. Selbst wenn du rein rechtlich ein ähnliches Schnittmuster herausbringen darfst, wird ein ungutes Gefühl bleiben wenn ein anderer Designer dich des Plagiats beschuldigt hat oder dich auf einer Online-Plattform deswegen schlecht darstellt.
Recherchiere also im Vorfeld z.B. bei DaWanda, makerist, Pinterest und auf den Webseiten der Schnittmuster-Designer. Hebt deine Idee sich genug von den bestehenden Schnittmustern ab: super, go for it! Wenn nicht: Überlege, ob du die Schnittführung noch mal verändern, den Schnitt für eine andere Zielgruppe konzipieren oder individuelle Extras hinzufügen kannst.
Zur Ausarbeitung deiner Nähidee kannst du diese Liste als Hilfestellung verwenden:
- Was für ein Nähprojekt soll es sein? (Tasche, Accessoire, Kleidungsstück)
- Für wen soll es sein? (Kinder, Frauen, Männer, Babies, …)
- Aus welchen Stoffen soll das Nähprojekt hergestellt werden? (Baumwolle, Jersey, Mantelstoffe, Kork, Chiffon, …)
- Bei Kleidung: Welcher Größenumfang (Größensatz) soll angeboten werden?
- Wie kannst du deinen eigenen Stil in das Nähprojekt einbringen?
- Ist es ein Projekt für Nähanfänger oder Fortgeschrittene?
- Optional: Welche besonderen Extras soll das Nähwerk haben? (Abheben von der Konkurrenz)
- Optional: Welche Varianten soll das Schnittmuster enthalten? (Bei Kleidung z.b. verschiedene Kragen-Varianten, bei Taschen z.B. verschiedene Klappenformen)
Dein Projektbuch
Ich empfehle dir, all deine Ideen und Entwürfe in einem Projektbuch oder Skizzenbuch zu sammeln. Hier kannst du auch Stoff – und Materialproben einkleben und vieles mehr. Lass deiner Kreativität freien Lauf!
Beispiel Nähprojekt: Tasche “Lotti”
Im Buch erkläre ich euch, wie ich den Taschenschnitt “Lotti” konzipiert und gezeichnet habe. Das Schnittmuster könnt ihr euch übrigens auch kostenlos hier im Blog herunterladen:
Konzept des Nähprojektes
Für die Tasche Lotti habe ich mir zunächst ein kleines Konzept geschrieben. Es sollte eine sportliche Tasche im Querformat ohne viel Schnickschnack sein. Geräumig, aber nicht zu groß. Mit Steckfach und Reißverschlusstasche innen, sowie einem kleinen Außenfach. Der Tragegurt soll an den Taschenseiten befestigt werden und größenverstellbar sein. Außerdem sollte Lotti noch zwei Trageriemen an Vorder- und Rückseite der Tasche haben. Geschlossen wird sie mit einem Reißverschluss.
Materialauswahl
Tasche Lotti soll aus verschiedensten Materialien nähbar sein. Im Kopf habe ich für mich eine Variante aus Kunstleder (außen), aber für meine Kunden wäre sicherlich auch eine Variante aus Canvas, Jeans oder Baumwolle interessant. Damit die Tasche einen guten Stand hat, muss bei einem dünneren Material also ein verstärkendes Vlies aufgebügelt werden. Denkbar wäre auch eine generelle Verstärkung des Taschenbodens. Der Stoff für die Innentasche soll aus Baumwolle sein und ebenfalls mit einem dünnen Vlies verstärkt werden. Diese Gedanken behalte ich im Hinterkopf für die späteren Zuschnittsangaben.
Skizzieren und Ausmessen
Zuerst habe ich mir ein paar Skizzen gezeichnet und dann mithilfe eines Maßbandes die Abmessungen für Höhe, Breite und Tiefe festgelegt. Dann skizziere ich mir noch die einzelnen Schnittteile, aus denen die Tasche bestehen soll und schreibe die Maße inklusive meiner gewählten Nahtzugabe dazu. Ich verwende bei Taschen bzw. Nähprojekten nicht-dehnbaren Stoffen meist eine Nahtzugabe von 1 cm, weil dies das Rechnen sehr vereinfacht. Bei Kleidung nehme ich standardmäßig 0,7 cm bzw. Nähfüßchenbreite, so dass man mit der Overlockmaschine gleich losnähen kann.
Weitere Infos zum Entwerfen von Schnittmustern kannst du auch nochmal im Interview mit Anna von Anniway Schnittmuster nachlesen.
Den kompletten Inhalt mit vielen Tipps und Tricks zum Erstellen von Schnittmustern findet ihr in meinem neuen Buch Schnittmuster erstellen und verkaufen: