Heute treffe ich Anja und Sandra Umann, Gründerinnen und Inhaberinnen des veganen Modelabels Umasan. Das 2010 von den beiden Zwillingsschwestern gegründete Unternehmen verkauft mittlerweile weltweit nachhaltig produzierte Kleidung aus Naturfasern.
Dabei sind die Beiden sehr experimentierfreudig und prüfen sämtliche neu entwickelten Naturstoffe auf ihre Verwendbarkeit und Qualität: Ob Sojaseide, Protein-Fasern oder Stoffe aus Buchenholz, Eukalyptus und Algen – erst bei zufriedenstellendem Ergebnis wandern sie in die Umasan-Kollektionen.
Was bedeutet für euch „nachhaltig“?
Sandra: Wir verwenden nachwachsende Rohstoffe produzieren daraus ökologisch und ethisch vertretbare Kleidung. Die Herstellung der Stoffe sollte möglichst wassersparend sein, was zum Beispiel bei der Produktion von Bambusfasern statt Baumwollfasern schon einen großen Unterschied ausmacht. Bei der Produktion eines Bambusstoffes braucht man zum Beispiel 50% weniger Farbe und auch entsprechend weniger Wasser. Für Stoffe aus Buchenholz benötigt man extrem wenig Rohstoff, deutlich weniger als in der herkömmlichen Baumwollproduktion. Zudem können die Fasern noch vor dem Weben des Stoffes gefärbt werden – dadurch sind die Farben sehr waschbeständig, da die Farbe direkt in der Faser sitzt und nicht nach dem Weben aufgetragen wird.
Was macht die Stoffe eurer Kollektionen so einzigartig?
Anja: Wir verwenden Naturfasern, die zum Beispiel mit Algen, Zink oder Sojafasern angereichert wurden. Sie wirken dadurch unter anderem antibakteriell, entzündungshemmend und hautschützend. Deshalb sind unsere Stoffe auch für Allergiker gut geeignet.
Wie werdet ihr auf neu entwickelte Naturfaser-Stoffe aufmerksam?
Sandra: Wir forschen seit 2010 auf dem Gebiet der Naturfasern. Der Anfang war sehr schwierig. Wir mussten erstmal Lieferanten finden und uns ein Netzwerk aufbauen. Außerdem wird jeder neue Stoff erstmal umfangreichen Wasch- und Verarbeitungstests unterzogen. Wenn er diese nicht besteht, wandert er natürlich auch nicht in unser Sortiment. Wir haben sehr hohe Qualitätsansprüche, da ist ein Pilling-Effekt nach 3-4 Wäschen einfach nicht akzeptabel. Mittlerweile gibt es Verfahren zur Oberflächenversiegelung, zum Beispiel mithilfe von Kunstharz.
Seid ihr aktiv an der Produktion neuer Stoffe beteiligt? Inwieweit seid ihr involviert in neue Stoffkreationen?
Sandra: Der erste Impuls kommt von der Garnindustrie, die entsprechende Garne auf den Markt bringt. Aber im zweiten Schritt liegt es dann tatsächlich an uns, den Stofflieferanten dazu zu bewegen, auch mit diesen Garnen zu arbeiten. Weg von der herkömmlichen Baumwolle hin zu den neuen Fasern. Indem wir sagen: wir möchten die und die Materialien haben, diese Zusammensetzung, diese Haptik – lasst uns da zusammen was machen.
Neue Entwicklungen brauchen Pioniere, die Risiken eingehen. Sandra Umann
Wo muss eurer Meinung nach ein Umdenken erfolgen?
Anja: Der Konsum sollte bewusster erfolgen. Ein T-Shirt für 5 Euro kann nicht nachhaltig produziert und von hoher Qualität sein. Vielleicht landet es im Schrank und wird nicht mal getragen, weil man es nur wegen des günstigen Preises gekauft hat. Wir wollen Lieblingsstücke kreieren, die der Konsument gerne und häufig trägt, über viele Jahre hinweg. Lieblingsstücke, die beim Waschen nicht an Qualität verlieren und dabei hautschonend und pflegeleicht sind.
Können die Stoffe, die ihr für eure Kollektionen verwendet, auch vom Endverbraucher bezogen werden?
Sandra: Das ist leider sehr schwierig. Das geht leider momentan nur über die Schnittstelle die wir auch nutzen, also große Lieferanten, die aber nicht an Endverbraucher verkaufen. Die Mindestabnahmemengen sind sehr hoch. Wir kommen an unsere Lieferanten über Stoffmessen heran.
Anja: Wenn wir Stoffreste haben veranstalten wir zweimal in der Saison kleine Lagerabverkäufe für unsere Kunden. Da lässt sich dann der ein oder andere Meter auch für Endverbraucher ergattern.
Was muss man beim Nähen mit Naturstoffen beachten?
Anja: Eigentlich nichts, sie lassen sich ganz genauso verarbeiten wie „herkömmliche“ Stoffe. Wir verwenden zum Nähen hochwertige Baumwollgarne.
Seht ihr ein Modedesign-Studium als Grundvorraussetzung für die Gründung eines Labels an oder könnten eurer Meinung nach auch Quereinsteiger in diesem Bereich erfolgreich gründen?
Anja: Vom Fachlichen her ist das Studium schon wichtig, allein was Schnittführung und Materialkunde angeht. Das Unternehmerische und das Design als solches kann man sich auch so aneignen.
Sandra: Wenn man die Schneiderausbildung gemacht hat ist das oft schonmal sehr sehr dienlich und manchmal sogar mehr wert.
Ich danke euch vielmals für dieses spannende Interview und wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit eurem Label!
Mehr über das Label Umasan, sowie die aktuellen Kollektionen erfahrt ihr unter Umasan World.