Umstandsmode selber nähen? Das kam für mich irgendwie nicht in Frage. Ich dachte, es müsse doch wahnsinnig kompliziert sein einen schönen Schnitt so umzugestalten, dass da auch die große Murmel hinein passt. Ich fand auch kein Schnittmuster von Umstandskleidung, welches mir so wirklich zusagte.
Dann kam der Aufruf zum Probenähen für das Kleid Kleid Mathilda von Julia (Kreativlabor Berlin). Ich sah die ersten Modelle und war total hin und weg vom Schnitt. Ich guckte mir meine gekauften Umstandsshirts an und dachte mir: “Hey, soooo schwer kann es doch gar nicht sein.” Und es ist wirklich super leicht! Sieh selbst, wie einfach du Schnittmuster an deinen Babybauch anpassen kannst.
Deine Katrin (Filzprinzessin)
Zur “Mathilda” gibt es jetzt übrigens auch ein ausführliches Nähvideo! Das Video gilt sowohl für die Kinder- als auch für die Damenvariante, da die Nähschritte gleich sind.
Anpassung des Schnittmusters
In meiner Methode wird das Schnittmuster im Grunde genommen nicht verändert. Die Anpassung für den Bauch kommt allein durch eine Raffung des Stoffes. Dieser geraffte Stoff legt sich dann wie ein Fächer über den Bauch. Es gibt prinzipiell auch die Möglichkeit einen Keil in die Seite zu nähen. Das mag ich persönlich nicht, da die Kleidungsstücke dann oft komisch vom Bauch abstehen.
Das Kleid bzw. die Shirt-Variante haben eine schöne Taille. Wenn du den Bauch nach vorn trägst (so wie bei mir), kann die Taille im Schnittmuster bleiben. Wenn du eher seitlich trägst, sollte die Taille etwas begradigt werden.
Solltest du stark zugenommen haben und/oder viel Wasser einlagern, solltest du den Schnitt 1 Nummer größer als gewohnt wählen. Aber im Ebook findest du eine Maßtabelle, welche dir hilft die richtige Größe zu finden.
Wie oben beschrieben, wird der Stoff um den Babybauch herum gerafft. Hierfür benötigst du 2 Werte.
1. Position der Raffung
2. Höhe vom Bauch
Zu den beiden Maßen:
1. Die Raffung sollte natürlich in Bauchhöhe erfolgen. Damit du die richtige Position im Schnittmuster kennzeichnen kannst, habe ich einen Tipp für dich. Ich heftete mit Nadeln das Rückenteil auf ein T-Shirt. Beim Vorder- und Rückteil sind an den Seiten 2 Knipse zur Orientierung. Von diesem Knips ausgehend maß ich ab, wo die Rundung beginnt. Dann nahm ich die Vorlage für das Vorderteil und kennzeichnte mit einem weiteren Knips die Startposition vom Bauch.
2. Die Höhe vom Bauch kann sehr stark variieren. Manche haben einen kleinen Kullerbauch, andere einen sehr langgestreckten. In meinem Fall beträgt die Höhe vom Bauch ca. 15 cm. Um diese 15 cm erlängerte ich das Vorderteil. Grund: Nun habe ich für die Bauchpartie die doppelte Länge Stoff, welche sich um den Bauch legen kann. Bei manchen wächst der Bauch nicht so enorm, dass sie die doppelte Stofflänge benötigen. Hier empfehle ich vielleicht erstmal den Schnitt wie beschrieben anzupassen, das Kleid oder Shirt anzuziehen und folgend die Raffung mit etwas Spiel dem Bauch anzupassen.Zum Schluss kannst du den Stoff, der im Vergleich zum Rückteil übersteht, einfach abschneiden.
Ich habe 2 Methoden zum Raffen von Stoffen getestet. Es gäbe noch eine 3. Methode, dazu später mehr.
Methode 1: Elastischer Unterfaden
Hierbei wird ein elastisches Nähgarn als Unterfaden verwendet. Diese Methode wird auch als “smoken” bezeichnet. Anders als bei Oberteilen, Kleidern und Hosen wird hier nur eine senkrechte Naht gesetzt.
Wer (wie ich zuvor auch) noch nie mit einem elatischen Unterfaden gearbeitet hat:
- Der Faden wird von Hand auf eine Unterfadenstule gewickelt und ganz normal in die Kapsel oder das Fach für den Unterfaden gelegt.
- Die Oberfadenspannung sollte reduziert werden.
- Die Stichlänge könnte vergrößert werden z.B. von 2,5 auf 3.
- Unbedingt die Einstellungen an einem Probestück vom Stoff testen! Jede Maschine verhält sich hierbei anders.
Wenn der Schnitt angepasst wurde, wird ganz normal nach der Anleitung genäht, bis du zum Punkt kommst, an dem die Seitennähte geschlossen werden. Ich nähte hierbei auf beiden Seiten bis zum Knips. Erst danach wurde das Vorderteil gerafft. Bei dem elastischen Unterfaden ist es wichtig, dass hierbei nicht zu Beginn und am Ende verriegelt wird. Setze nun knappkantig eine Naht mit der doppelten Höhe deines Bauches. Die Länge der Naht = Doppelte Bauchhöhe. In meinem Fall also 30 cm.
Da der Stoff bei meiner Maschine nur um 25 % gerafft wird, zog ich an den Fäden und raffte den Stoff zu meinen gewünschten Maßen. Als Orientierung nahm ich die untere Stoffkante vom Rückteil.
Wenn der Stoff gerafft wurde, kann er mit Nadeln oder Clips mit dem Rückteil befestigt werden. Nun kannst du mit der Overlock oder einem elastischen Stich deiner Nähmaschine mit der gewohnten Nahtzugabe beide Teile zusammen nähen. Wenn du wirklich knappkantig gearbeitet hast, wurde die Naht mit dem elastischen faden bei der Overlock direkt abgeschnitten. Bei einer “normalen” Nähmaschine kann diese zusätzliche Naht abgeschnitten werden.
Nicht bei jeder Maschine funktioniert die Technik mit dem Unterfaden. Für solche Fälle habe ich einen Klassiker getestet.
Methode 2: Zahnseide oder Küchengarn
Mit Zahnseide oder Küchngarn nähen? Wofür du dich entscheidest ist egal. Hauptsächlich benötigst du einen sehr reißfesten Faden. Gewöhnliche Nähgarne reißen bei dieser Methode zu schnell. Im Folgenden schreibe ich nur noch Zahnseide, es geht jedoch beides.
Der Faden sollte länger als die zu nähende Strecke sein. Die Länge der Naht = Doppelte Bauchhöhe. In meinem Fall also 30 cm. Wie in der 1. Methode sollte knappkantig gearbeitet werden.
Nun wird die Zahnseide mit einem Zick-Zack-Stich umschlossen. Nähe hierbei nicht durch die Zahnseide. Eine Alternative wäre, nur mit dem Zick-Zack-Stich eine Naht zu setzen und anschließend mit einer geeigneten Nadel die Zahnseide unter den Fäden hindurch zu ziehen.
Der Stoff des Vorderteils kann jetzt so stark gerafft werden, bis beide Teile gleich lang sind. Als Orientierung fixierte ich die unteren Stoffkanten beider Teile mit einem Clip und zog solange an den Fäden, bis beide Stofflagen wie gewohnt aufeinander lagen. Der geraffte Stoff sollte gleichmäßig über die gesamte Länge verteilt sein.
Mein Tipp ist, die Zahnseide an einem Ende mit einem Geradstich quer zum Faden zu fixieren. So löst sich die Raffung nicht so schnell auf. Die Seitennähte können wie gewohnt verschlossen werden.
Das Schnittmuster für das Kleid & Shirt “Mathilda” findet ihr hier.
Viele weitere tolle Nähideen gibts auf Katrins Blog Filzprinzessin.
2 Kommentare
Vielen lieben Dank für deine Tipps! In ein paar Wochen pass ich nicht mehr in meine Pullover, dann werde ich mich mal dran wagen. :)
Hihi! Schick mir gern ein Foto von deiner Version ♥
Liebe Grüße,
Julia