Heute starte ich mit einer neuen Artikelserie zum Thema Handmade-Märkte. Schon häufig bekam ich von euch Fragen dazu, ob sich solche Marktstände lohnen und wie man einen Platz auf einem der begehrten Designmärkte bekommt. In dieser Artikelserie möchte ich all eure Fragen beantworten. Tatkräftig unterstützt werde ich hierbei von etablierten Labels, die bereits bei einigen Märkten dabei waren und euch von ihren Erfahrungen berichten, sowie hilfreiche Tipps und Tricks verraten werden.
Dabei war es mir besonders wichtig, Handmade-Verkäufer aus den verschiedensten Bereichen zu befragen. Den Auftakt macht Steffi von der “Kreativwerkstatt Fleury”, die in ihrer Töpferei kreative Keramik für Haus und Garten herstellt.
Bitte stell dich kurz vor. Wer bist du und was findet man in deinem Shop?
Mein Name ist Stefanie Ernst-Fleury. Ich bin Mutter von 3 wundervollen Kindern. Mit meiner Familie inkl. einem kleinen Zoo lebe und arbeite ich in der Nähe von Stuttgart. Schorndorf liegt ca. 20 km von Stuttgart entfernt. Dort betreibe ich seit 2009 meine eigene Töpferei, die Kreativwerkstatt Fleury. Die Kreativität wurde mir praktisch schon in die Wiege gelegt. In meiner Familie gibt es eine Reihe von Künstlern, die mir wohl irgendwas auf meinen Lebensweg mitgegeben haben. Das Töpfern hat mich von all den kreativen Dingen so sehr begeistert, dass daraus meine Töpferei entstanden ist.
Wie häufig bist du auf Kreativ- bzw. Designmärkten vertreten?
Es verändert sich von Jahr zu Jahr, aber so langsam kristallisieren sich einige Märkte heraus, die sich in meinem Marktkalender festsetzen. Insgesamt sind es 8-12 Märkte im Jahr.
Besuchst du verschiedene Märkte oder einen speziellen?
Ja, ich bin auf unterschiedlichen Märkten zu finden und probiere auch immer wieder einen neuen Markt aus. Bevor ich mich entschließe an einem Markt teilnehmen zu wollen, schaue mir natürlich an, ob der Markt und das Konzept zu mir passen. Jeder Markt hat so seine Schwerpunkte und zieht unterschiedliche Besucher an. Alleine aus diesem Grund bieten sich neue Märkte an.
Welcher Markt gefällt dir besonders gut?
Es gibt jetzt nicht den einen Markt. Es gibt vielmehr einige Märkte, auf denen ich gerne bin. Treffender formuliert würde ich sagen, jeder Markt ist etwas Besonderes für mich.
Wie bereitest du dich auf einen Markttag vor?
Mit Yoga und anderen Entspannungsübungen. Nein, natürlich nicht. Die Vorbereitung beginnt schon mindestens 3 Monate vor Beginn eines Marktes. Ich versuche immer etwas Neues mit auf die Märkte zu nehmen, um meinen Kunden etwas zu bieten. Manchmal geben die Veranstalter ein Thema vor, das ich gerne für meine Keramik übernehme. Mit der eigentlichen Vorbereitung beginne ich ca. 1 Woche davor. Eine Liste hilft mir dabei an alles zu denken. Ich überprüfe die Dekoration, Werkzeug, Strom, Heizung, Stand usw. 1-2 Tage vorher verpacke ich meine Keramik, was immer wieder eine große Herausforderung ist, um nicht nur mit Scherben auf dem Markt anzukommen. Am Tag vor dem Markt packe ich meine persönlichen Dinge und bereite mich auf die Anfahrt vor. Es ist immer von Vorteil zu wissen wo man mit seinem Stand steht und wie man den Standplatz erreicht. Auf den Märkten herrscht meist Chaos, da alle Teilnehmer zur gleichen Zeit anreisen und möglichst schnell aufbauen wollen.
Wie hoch sind durchschnittlich die Standgebühren und findest du sie angemessen?
Die Standgebühren sind sehr unterschiedlich. Einige Märkte gehen über ein Wochenende und andere nur über wenige Stunden. Es hängt stark davon ab, wie gut der Markt eingeführt ist. Neue Märkte brauchen immer 3-4 Jahre bis sie gut laufen und je besser ein Markt läuft, desto höher ist die Nachfrage bei den Betreibern und somit steigen auch die Standgebühren. Standgebühren liegen nach meiner Erfahrung zwischen 39,- € und 250,- €. Dazu sollte ich noch erwähnen, dass im Normalfall die Standgebühren pro laufender Meter berechnet werden. Dazu kommen dann noch die Gebühren für Strom. Prinzipiell beschwere ich mich nicht über die Gebühren. Es ist ja meine Entscheidung ein Angebot anzunehmen. Natürlich sind Standgebühren von professionellen Anbietern teurer. Günstiger wird es, wenn eine Stadt ein Stadtfest mit Markt organisiert.
Ist es schwierig, einen Marktstand zu bekommen? Hast du Tipps?
Auf richtig gute Märkte zu kommen ist sehr schwierig und oft gibt es lange Wartelisten. Dafür braucht es eine Portion Geduld und gute Bewerbungsunterlagen. Ich erziele gute Erfolge, mit einer nett formulierten Email mit Links zu meiner Webseite, die ich als Bewerbung verschicke. Meine Webseite ist mir sehr wichtig und deswegen investiere ich viel Zeit in den Ausbau. Ein Veranstalter kann sich hier jederzeit über mein Sortiment und über die Art informieren, wie ich mich auf Märkten präsentiere. Er findet auf meinem Blog einige Beiträge über Märkte und in einem kleinen Image Video auf der ersten Seite bekommt er eine Zusammenfassung. Neueinsteigern würde ich empfehlen zu Beginn auf jungen Märkten anzufangen, die sich noch nicht etabliert haben. Es ist hier einfach leichter einen Platz zu bekommen. Ist man von Anfang an auf dem Markt dabei, behält man seinen Stammplatz, auch wenn sich der Markt fest etabliert hat und richtig was läuft.
Kalkulierst du die Preise für einen Markt anders als für deinen Onlineshop?
Die Preise sind identisch. Ich bezahle im Internet keine Standgebühren, dafür entstehen andere Kosten die sich die Waage halten. Außerdem werbe ich kräftig auf den Märkten für meinen Online Shop. Kauft der Besucher nichts ein, bekommt er auf alle Fälle meine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Nach jedem Markt steigen die Zugriffe auf meinen Shop stark an. Deswegen müssen die Preise schon identisch sein.
Was gefällt dir besonders an Kreativmärkten?
Der Kontakt zu Menschen und das persönliche Feedback. Es ist schön festzustellen wie gut meine Keramik und mein Stand bei den Besuchern ankommen. Außerdem entsteht daraus eine andere Bindung deutlich tiefere Bindung zu Kunden.
Wo siehst du die Vorteile von Kreativmärkten im Vergleich zu einem Onlineshop?
Stefanie: Durch die persönlichen Kontakte kann ich mein Unternehmen einem anderen Publikum vorstellen. Über die Online Vermarktung kann ich zwar ein größeres Einzugsgebiet abdecken, aber auf einem Markt sind die Kontakte deutlich intensiver und gehen wesentlich tiefer. Die Interaktion geht weiter und der Faktor Mensch transportiert einfach deutlich mehr als jede Technik.
Verkaufst du auf Märkten nur ausgewählte Produkte oder dein gesamtes Sortiment?
Nein und Ja. Ich richte mich meist nach der Jahreszeit. Im Frühjahr liegt der Schwerpunkt mehr auf der Gartenkeramik und im Herbst sind es mehr die dekorativen Produkte wie zum Beispiel Duftlampen und Räucherhäuschen. Ansonsten präsentiere ich fast immer alle Ausschnitte aus meinem gesamten Programm.
Was verkauft sich auf Märkten besonders gut?
Meine Keramik sind Einzelstücke und finden Liebhaber oder eben nicht. Gehe ich nach meiner Erfahrung kaufen Kunden das was Ihnen gefällt und beschränken sich nicht auf ein Thema.
Was ist dein Markt-Bestseller?
Nach der Stückzahl sind das meine Kräuterstecker! Das sind Mitnahme Artikel für 7,50 €. Aber als Markt-Bestseller würde ich meine Keramik Häuschen / Windlichter im Wichtelstil küren.
Deine drei ultimativen Tipps für den allerersten Markttag?
- Gute Schuhe!!!! Ich weiß noch genau wie mir die Füße nach meinem ersten Markttag wehgetan haben.
- Sprecht mit den Menschen, unterhaltet Euch. Wenn ein sympathischer Funke überspringt ist ein Verkauf einfacher möglich. Menschen kaufen bei Menschen die ihnen sympathisch sind. Wer dabei nur ans Verkaufen denkt, wird nicht erfolgreich sein. Zugegeben es fordert etwas Übung und Erfahrung.
- Baut Euren Stand das erste Mal zu Hause auf und überlegt bevor die Hektik auf dem Markt ausbricht, wie der Stand aufgebaut werden kann. Beachtet auch, dass ein Stand flexibel aufgebaut werden muss. Es gibt Standnachbarn und Gegebenheiten, die sich nicht verändern lassen. Ein allzu starres Standkonzept scheitert schon daran. Mein Stand besteht aus einzelnen Elementen die sich flexibel an die Marktsituation anpassen lassen.
Liebe Steffi, herzlichen Dank für deine hilfreichen Antworten! Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Label!
5 Kommentare
Hallo
eine tolle Idee auch mal über Märkte zu schreiben. Gerade für Anfänger wie mich sehr hilfreich und informativ.
Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge dazu.
Viele Grüße vom Flo und seinem SchwabenWerk.
Liebe Julia,
zuallererst möchte ich dir für deinen tollen Blog danken. Ich finde du hast interessante Themen, eine tolle Gestaltung und ich schaue immer gern bei dir vorbei.
Seit letztem Jahr verkauf ich online meine selbst gemachten Sachen und ein Vorsatz für dieses Jahr ist, die Sachen auch mal auf Märkten anzutesten. Welche Frage mich dabei interessiert, wie viele Stücke man mitnehmen sollte. Ich verkaufe vor allem Taschen und weiß nicht, wie viel ich vorbereiten soll. Wahrscheinlich kann man darauf schwer eine exakte Antwort geben, aber vielleicht könntest du etwas zu deinen Erfahrungen schreiben?
Liebe Grüße aus Kreuzberg,
Gesine
Hallo Gesine, es hängt ja auch davon ab wie groß dein Marktstand ist :D Es ist von Markt zu Markt unterschiedlich und kommt auch drauf an, wieviele Besucher kommen.. viele Unwägbarkeiten. Vielleicht solltest du nach Bauchgefühl entscheiden und dann Erfahrungen sammeln – beim nächsten Markt kann man dann ja auf Erfahrungswerte zurückgreifen.
Tendentiell würde ich aber sagen: lieber zuviel mithaben als zuwenig :)
LG,
Julia
Vielen Dank für deine Antwort! Da muss ich wohl einfach ins kalte Wasser springen :)
Liebe Grüße,
Gesine
witzig, so krieg ich auch mal mit, was es in meiner alten heimat so alles gibt… :-)
LG Steffi